Gesamtueberarbeitung Swiss Gaap Fer
Essay by 24 • May 1, 2011 • 4,516 Words (19 Pages) • 1,164 Views
Einleitung
Die Anerkennung der Swiss GAAP FER als Mindeststandard fьr die Kotierung an der Schweizer Bцrse (SWX) gab den Swiss GAAP FER 1996 Aufschwung. Als lokales Regelwerk orientierten sie sich vermehrt an den internationalen IFRS, unter anderem um den Ansprьchen grosser, kotierter Gesellschaften gerecht zu werden.
Als die SWX im Jahr 2003 entschied, die Swiss GAAP FER im Hauptsegment nicht mehr zu akzeptieren, stellte sich die Frage, ob die Swiss GAAP FER in der bisherigen Form noch eine Existenzberechtigung hatten. Zwei internationale Regelwerke, die US GAAP und die IFRS, dominieren heute die Rechnungslegung bei Unternehmen mit internationaler Ausstrahlung. Wo ist da Platz fÑŒr ein lokal und mit begrenzten Ressourcen agierendes Regelwerk?
Die Fachkommission der Swiss GAAP FER entschied sich fÑŒr eine Neuorientierung, verbunden mit einer grundsÐ'tzlichen Ьberarbeitung des Regelwerkes. Das neue "Zielsegment" von Gesellschaften sind vornehmlich die national orientierten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). FÑŒr die KMU soll eine praxis- und schweizbezogene Orientierungshilfe in Rechnungslegung angeboten werden. Mit einem fÑŒr ein kleineres Unternehmen annehmbaren Aufwand soll der maximale Nutzen fÑŒr die Kommunikation an Stakeholder einerseits und die Informationsbearbeitung andererseits erzielt werden.
Dazu werden vor allem strukturelle Ð"nderungen getÐ'tigt. Neu gibt es eine Gruppe von so genannten Kern-FER, die - neben dem Rahmenkonzept - fÑŒr alle Anwender obligatorisch sind. Weitere Standards ergÐ'nzen die Richtlinien nur noch fÑŒr Gesellschaften, die festgelegte Grцssenkriterien ÑŒberschreiten. ZusÐ'tzlich wird die Behandlung von Konsolidierungen neu in einem separaten Standard behandelt.
Die vorliegende Seminararbeit zeigt auf, warum und wie die grundsÐ'tzliche Neuorientierung der Swiss GAAP FER durchgefÑŒhrt wird. Die angestrebte Fokussierung auf kleine und mittlere schweizer Unternehmen wird beschrieben und kritisch hinterfragt.
1. Entstehung und Ziele der ÑŒberarbeiteten Swiss GAAP FER
1.1 GrÑŒnde und Rahmenbedingungen fÑŒr die Neupositionierung
Die Swiss GAAP FER haben ihren Ursprung in der unabhÐ'ngigen Stiftung fÑŒr Fachempfehlungen zum Rechnungswesen, die 1984 gegrÑŒndet wurde, um die Vergleichbarkeit der Jahresrechnungen zu fцrdern und den Informationsgehalt sowie das Konzept der Rechnungslegung in der Schweiz dem international ÑŒblichen Niveau anzunÐ'hern. Die gesetzlichen Grundlagen waren und sind bis heute zu wenig prÐ'zis fÑŒr eine transparente Rechnungslegung. Der Stiftungsrat beruft bis zu 30 Mitglieder in die Fachkommission fÑŒr Empfehlungen zur Rechnungslegung (FER), unter BerÑŒcksichtigung des Umfelds der betroffenen Personen. Es ist das Ziel, in den Berufungen verschiedene Interessengruppen und Sprachregionen mцglichst ausgewogen zu berÑŒcksichtigen. Die Behцrden wirken durch (nicht stimmberechtigte) Beobachter in der Kommission mit.
Bereits 1986 wurde durch die FER der erste Standard verцffentlicht. Seither folgten weitere, die kontinuierlich an Neuerungen angepasst wurden. Die Rechnungslegungsstandards der FER verlangen als oberstes Prinzip die Vermittlung eines den tatsÐ'chlichen VerhÐ'ltnissen entsprechendes Bildes der Vermцgens-, Finanz- und Ertragslage (True and Fair View).
Seit vor 20 Jahren der erste Standard verцffentlicht wurde, haben die Fachempfehlungen eine beachtliche Entwicklung hinter sich. Nach einem eher langsamen und harzigen Start wurden die FER 1996 durch die SWX schweizweit zum Mindeststandard fÑŒr bцrsenkotierte Unternehmen erhoben. 2001 folgte die Umbenennung der "FER" in "Swiss GAAP FER" als Ð'usseres Zeichen der generellen Akzeptanz des Regelwerks.
Max Boemle beschreibt im TreuhÐ'nder 1-2 2006, "20 Jahre Rechnungslegungsempfehlungen", dass in der BemÑŒhung, international anerkannt zu werden, einige relativ spezifische Themenbereiche wie zum Beispiel Spin-Offs oder aktienbasierte VergÑŒtungen in Standards behandelt wurden. Diese SpezialfÐ'lle sind fÑŒr KMU kaum relevant und nur im Zusammenhang mit der starken Anlehnung an die internationalen Regelwerke und Entwicklungen einleuchtend.
So entstand ein Regelwerk, das zwar auch fÑŒr kleinere Unternehmen gedacht war, jedoch waren vor allem die neueren Standards durch die Orientierung an IFRS relativ kompliziert geworden. Zudem waren durch die laufende Verцffentlichung von neuen Standards etliche Differenzen zwischen einzelnen Standards entstanden. Auch waren einige Standards verhÐ'ltnismÐ'ssig alt und mussten ohnehin den neuesten Erkenntnissen angepasst werden (gem. Conrad Meyer, TreuhÐ'nder 3/2003, S. 105).
Rund um die Bilanzskandale ab dem Jahr 2001 Ð'nderte das Umfeld in der Rechnungslegung. Die beiden internationalen Standards IFRS und US GAAP gewannen an Bedeutung und der Druck auf die SWX wuchs, fÑŒr die Kotierung nur noch diese zwei Standards zuzulassen. Im Jahr 2003 entschied die SWX, dass die Swiss GAAP FER fÑŒr im Hauptsegment kotierte Gesellschaften als Rechnungslegungsstandard nicht mehr genÑŒgen. Die gesamten BemÑŒhungen, den AnsprÑŒchen eben dieser Gesellschaften zu genÑŒgen und mit den internationalen Regelwerken mitzuhalten, wurden hinfÐ'llig. Die Swiss GAAP FER drohten in der bisherigen Fassung auf dem Abstellgleis zu landen. Es wurde deshalb im Herbst 2003 eine GesamtÑŒberarbeitung und Neupositionierung veranlasst.
1.2 Ziele und Anwender der ÑŒberarbeiteten Swiss GAAP FER
Das erklÐ'rte Ziel der Swiss GAAP FER ist die Bereitstellung einer Orientierung zur Rechnungslegung fÑŒr die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz, fÑŒr die gemÐ'ss Conrad Meyer, TreuhÐ'nder 3/2003, S. 104, ausser den Swiss GAAP FER kein "befriedigendes" Regelwerk existiert, denn die Anwendung der komplizierten und kostenintensiven IFRS und US GAAP sind fÑŒr KMU nicht sinnvoll.
Trotz der anfallenden Kosten bringt die Anwendung eines Regelwerkes auch fÑŒr KMU beachtlichen Nutzen. Durch die aussagekrÐ'ftige Aufbereitung von Informationen kann die Kommunikation mit Investoren, Banken und anderen Stakeholdern gefцrdert und die Vergleichbarkeit von AbschlÑŒssen zwischen Unternehmen gleicher oder verschiedener Branchen und die Vergleichbarkeit ÑŒber die Zeit verbessert werden. Die verbesserte QualitÐ't der Informationsverarbeitung ist auch in der UnternehmensfÑŒhrung
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