Romeo And Julia
Essay by 24 • November 6, 2010 • 2,809 Words (12 Pages) • 1,579 Views
Werktreue oder Neuinterpretation?
Fragen an die Literaturverfimung am Beispiel
„Romeo und Julia" von William Shakespeare &
„William Shakespeares Romeo und Julia" von Baz Luhrmann
Silvia Neulinger
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Literatur und Film: Von der „Kinodebatte" bis zur Literaturverfilmung
Fr. Dr. Christina Scherer
Neue Deutsche Literatur
4. Semester
Institut fÑŒr Deutsche Philologie
Der Film hat sich in den letzten Jahrzenten als eines der wichtigsten Medien herauskristallisiert. Immer wieder werden neue Untergattungen des Films entdeckt. Darunter ist auch die Gattung der Literaturverfilmung zu finden, die versucht zwei Medien miteinander zu verbinden. Die Verfilmung ist ein Schnittpunkt der literarischen und filmischen Institution, die erfolgreichste, aber auch umstrittenste Begegnung zweier erzÐ'hlender Medien, die man als Vertreter der alten und der neuen Kultur sehen kann. Die Literaturverfilmung ist ein auf einer literarischen Vorlage basierender Film. Diese jedoch bringt eine immer wiederkehrende Problematik mit sich. Inwiefern ist es gestattet, der literarischen Textvorlage abzuweichen und inwiefern ist es mцglich ihr treu zu bleiben. Immer mehr Wissenschaftler befassen sich mit dieser Frage. Unter anderem Helmut Schanze und Peter Scheppelern. deren Versuch, einen Weg zu finden, diese Problematik zu lцsen, ich in dieser Arbeit heranziehe und versuche eine Theorie fÑŒr die Literaturverfilmung „William Shakespeares Romeo und Julia" von Baz Luhrmann zu finden und zu analysiern. Ausserdem gehe ich auf die herausragensten Unterschiede zwischen der Literaturverfilmung zu der literarischen Vorlage Romeo und Julias ein.
In den letzten Jahren gibt es immer mehr Verfilmungen von Bestsellern und von unbekannten literarischen Werken, die oftmals durch ihre Verfilmung zu einem nicht unerwÑŒnschten Bekanntheitsgrad gelangen. Aber woher kommt auf einmal dieses Interesse fÑŒr die Literaturverfilmung? Helmut Schanze versucht sich mit der ErklÐ'rung, dass wenn man erforschen will, wie, von wem und in welchem Umfang Literatur heute verarbeitet, rezipiert und verbraucht wird, so sollte man sich vor allem den „visuell-kinetischen" Medien zuwenden. Nur so lÐ'sst sich der Gegenstand „Litertatur" in seiner ganzen Breite fassen. Schrift bzw. Literatur ist nicht mehr das dominante Medium, das es frÑŒher einmal gewesen ist. Seit den 60er Jahren dominieren immer mehr die Medien Film und Fernsehen und drÐ'ngen die Literatur von ihrem Thron ab. Jedoch geht sie nicht unter, denn in der Filmwirtschaft wird stÐ'ndig mit ihr gearbeitet/Handel getrieben. Literatur schreibt die Stoffe, gibt die Handlungen vor, die man in Film und Fernsehen sieht. Sie verwandeln die BÑŒcher in visuell-kinetische Produktionen.
Die weltbekannte Tragцdie Romeo und Julia von William Shakespeare bietet einen immer aktuellen Stoff, an dem sich viele Regiesseure wagen. 1997 war es der australische Regiesseur Baz Luhrmann, der sich dem tragischen Stoff annahm. Aber bevor die Dreharbeiten beginnen, muss man sich die Frage stellen, was man mit einer Literaturverfilmung ÑŒberhaupt erreichen will: soll die Verfilmung dem literarischen Stoff Ð'hnlich sein und werkgetreu dargestellt werden? Ist eine 100% werkgetreue Verfilmung ÑŒberhaupt mцglich? Oder soll die Verfilmung eine Neuinterpreteation werden und mit der literarischen Vorlage am Ende gar nicht mehr viel gemeinsam haben?
„Wir sind der Frage nachgegangen, welche Art von Film Shakespeare drehen wÑŒrde, wenn er heute noch lebte. NatÑŒrlich wissen wir sehr wenig von Shakespeare, aber eines ist sicher: Sein Publikum bestand aus 4.000 meist schreienden, kreischenden, grцЯtenteils betrunkenen und auЯer Kontrolle geratenen Typen. Die verschiedensten Leute, vom StraЯenkehrer bis zur Kцnigin von England, besuchten seine Show im Global Theatre. Um dieses Publikum zu fesseln, zu bewegen, zu erfreuen und zu informieren, setzte er jedes Mittel ein, das ihm zur VerfÑŒgung stand: von der derben Komцdie ÑŒber aktuelle Themen, hohe Tragцdie und kцrperliche Gewalt bis hin zur populÐ'ren Musik der StraЯe - also Popmusik -, die er in seine Inszenierungen einbaute. Alle diese Elemente kombinierte er mit der unbezÐ'hmbaren Kraft einer erfundenen - neu erfundenen - Sprache."
Einer der wichtigsten Punkte bei der Literaturverfilmung ist, dass es ein Publikum gibt, dass kritikfÐ'hig ist. Der Zuschauer wird die Verfilmung immer mit der eigenen inneren Vorstellung, die er wÐ'hrend des Lesens macht, vergleichen und sie kritisieren. Geht es um einen reinen Film, so hat das Publikum ihm gegenÑŒber keine Erwartungen, weil es keine Literatur gibt, die man mit dem Film vergleichen kann. Das ist der Unterschied zwischen einer Literaturverfilmung und einem Film-Film: Der Zuschauer hat eine Erwartung und fÑŒhlt sich im Stande, vorausgesetzt er kennt den literarische Vorlage, darÑŒber zu urteilen.
Er kann sich dabei nicht auf eine einheitliche Verfilmungstheorie berufen. Laut Schanze gibt es verschiedene Transformationsprozesse .
Mit der Dialogisierung eines Literaturtextes, die Dramatsierung, und der Festlegung der verschiedenen Kameraperspektiven wird das Buch transponiert . Fast jedes Drehbuch wird dramatisiert und perspektiviert, das heisst, die Kameraperspektive, GrцЯe, Schnitt und Monatge werden festgelegt.
Eine andere Mцglichkeit bietet die Adaption, die die Umarbeitung eines literarischen Werkes von einer Gattung in eine Andere bzw. die Bearbeitung fÑŒr ein anderes Medium, wie zum Beispiel dem Fernsehen, bezeichnet. Hier ist der Grundsatz derjenige der „Werktreue". Es wird perspektiviert und episiert; es wird versucht die Ebene der filmischen Narration zu erreichen/wieder aufzubauen.
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